Schon lange wollte ich das „Horu“, wie es auf Walliserdeutsch genannt wird, fotografieren und die Spiegelung der wohl bekanntesten Schweizer Bergspitze in einem der Bergseen einfangen. Auch wenn das Matterhorn beim ersten Sonnenlicht am Stellisee mit Sicherheit eines der meist fotografierten Motive im Bereich der Landschaftsfotografie ist hat es eine ganz eigene Magie, einen Charakter der kaum an einem Berg zu erleben ist.
MAJESTIC MATTERHORN
Einhergehend mit der Vorbereitung auf eine Fotoreise, welche ich mit dem Swiss Photo Club organisiert habe, war es nun also soweit – auch ich würde zum Berg auf der Toblerone Verpackung pilgern um meine Version des Matterhorns zu fotografieren.
Da ich neben dem Fotografieren auch direkt mein Workshop-Programm testen konnte hatte ich einen groben Ablaufplan und wusste bereits im Vorfeld, welche Motive ich an welchem See realisieren wollte.
Die Fluhalp diente mir dazu als „Base-Camp“ und ist auch in der Retrospektive die perfekte Wahl für einen Fototrip zum Matterhorn. Auf 2600m gelegen bietet das urige Berggasthaus nicht nur einen phänomenalen Blick auf das Matterhorn sondern auch den optimalen Ausgangspunkt, wenn man vor dem ersten Sonnenlicht bereits an einem der Seen sein möchte ohne vorher 4h zu wandern. Die vorzügliche Verpflegung allein machen den Besuch bereits zu einem Erlebnis – und wenn das Abendessen dann sogar noch etwas früher bereitgestellt wird, damit man es zum Sonnenuntergang noch zum 45min entfernten Grindjisee schafft, kann man sich schwerlich noch mehr Entgegenkommen wünschen.
Den Klassiker unter den Matterhorn-Motiven bildet sicherlich der Stellisee. Nur 15min von der Fluhalp entfernt gibt es hier eine atemberaubende Spiegelung und freien Blick auf das Bergmassiv. Das wissen inzwischen natürlich mehrere Fotografen und so ist man nicht nur zum Sonnenuntergang sondern auch morgens um 5 Uhr nicht alleine am Ufer. Das frühe Aufstehen und auch das „Teilen“ des Fotospots wird bei dem Anblick des Alpenglühens und der rot leuchtenden Bergspitze schnell vergessen und das Frühstück schmeckt nach einer früh morgendlichen Fotosession eh besser.
Ein weniger fotografierter, aber nicht minder atemberaubend schöner, See ist der kleinere Grindjisee. Er liegt deutlich tiefer und ist gerade so an der Waldgrenze, was die Motivmöglichkeiten um ein zusätzliches Element ergänzt. Äusserst fotogen säumen die Lärchen das Ufer des kleinen Sees und machen ihn vielleicht sogar zu meinem Favoriten unter den Matterhorn Fotospots. Im Sommer muss das goldene Licht kurz vor Sonnenuntergang noch mitspielen, im Herbst färben sich die Bäume dann selbst gold gelb – ein Motiv für das ich sehr gerne auch später im Jahr nochmal einen Zermatt Ausflug in Angriff nehmen würde.
Neben den fast schon kitschigen Bergseen konnte ich an meinem letzten Tag dann zudem noch „meine eigene“ Version vom Matterhorn finden. Beim Wandern an den Tagen zuvor war mir bereits ein kleiner Bachlauf aufgefallen, der sich oberhalb der Fluhalp seinen Weg Richtung Tal sucht. Die geschwungene Form und der kleine Wanderweg mit dem steinernen Übergang führen den Blick unweigerlich zum Einzelkünstler des Panoramas. Noch in der Dunkelheit machte ich mich auf den Weg und stolperte beinahe über eine Gruppe von Schafen, welche genau so erstaunt über mein nächtliches Erscheinen drein schauten wie ich über das ihre. Später versammelte sich das Grüppchen um wie bestellt vor der Fluhalp für Fotos als Requisite bereit zu stehen.
Nachdem ich für den Aufstieg zur Fluhalp zum Start der Tour die Komfort-Variante mit der Luftseilbahn gewählt hatte entschied ich mich beim Abstieg Richtung Zermatt für den „Gourmet-Weg“ als meine Wanderroute. Der Wanderweg führt nach den ersten paar hundert Höhenmetern zum Weiler Findeln und schliesslich durch den Wald bis Zermatt.
Ein Wochenende mit 9 kummulierten Stunden Schlaf, dafür aber diverse Höhenmeter und Kilometer Wanderwege, ist mit Sicherheit alles andere als Erholungsurlaub, beim majestätischen Anblick des Matterhorns im ersten (oder letzten) Sonnenlicht ist jedoch auch das Weckerstellen um 4 Uhr vergessen. Selbst die Gewissheit über die Schaaren an Fotografen die bereits das gleiche, klassische Motiv aufgenommen haben (und auch die Schaaren die noch kommen werden) schmälern das „Matterhorn-Erlebnis“ nicht. Es ist eine Reise, die man unbedingt auf der Agenda haben sollte wenn man Landschaftsfotografie betreibt, aber selbst ohne Kamera lohnenswert ist. Es war zwar mein erster Besuch am Matterhorn, aber mit Sicherheit nicht der letzte.